Freitag, 27. März 2009

Oman

Nach erneuter Passage durch die Straße von Hormuz (vom Ölteppich sind nur große barune Flecken im Wasser zu erkennen) landen wir im Oman.
Das Sultanat Oman hat fast die Größe der Bundesrepublik Deutschland, aber nur knapp 3 Millionen Einwohner; zusätzlich verfügt es über ca. 11 Millionen Dattelpalmen und jede Menge Steine!!

Anlass genug, in zwei Häfen einmal die Nase in die ‚echte’ arabische Welt zu stecken, irgendwie gehören die VAE nicht so ganz dazu.

Der Sultan von Oman, Qaboos Ibn Said, gehört zu den reichsten Männern der Welt. Er hat im Jahr 1970 ‚die Macht von seinem Vater übernommen’ (Zitat des omanischen Führers in Sur), ‚die Macht übernommen und seinen Vater verjagt’ (Zitat des deutschen Führers in Muscat) – auf jeden Fall aber beginnt für den Oman in diesem sagenhaften Jahr 1970 die Neuzeit. Der Sultan, der in London studiert hatte, verändert sein Land nachhaltig. Es gab vorher nur 2 Schulen, 1 Krankenhaus, 7 km asphaltierte Straße und im übrigen Zustände wie im 19.Jhdt. Heute hat der Oman den Anschluss an die moderne Welt (fast)geschafft; wir fahren über neue Straßen und erfahren, dass es mittlerweile über 100 Krankenhäuser gibt, zahlreiche Universitäten und eine Schulpflicht für alle Kinder.

Muscat, die Hauptstadt des Oman, hat 25.000 Einwohner; im engeren Stadtbereich aber haben sich 350.ooo Menschen angesiedelt. Die raue Landschaft einerseits und die günstige Lage der Stadt Muscat an einem grünen Küstenstrich mögen gleichermaßen dabei eine Rolle gespielt haben. Schon in der Antike und im MA wird die Qualität des Hafens von Muscat lobend hervorgehoben.

In Muscat sind die Straßen sauber, die Häuser meist weiß, aber (da der Sultan keine Hochhäuser mag) nicht höher als 6 Stockwerke. Viele Omanis sind in der traditionellen Dishdasha unterwegs, einem meist weißen Übergewand, das gut gegen Sand(stürme) und Hitze schützt. Die Frauen im Oman dagegen müssen meist in Schwarz gehüllt herumlaufen. Am ersten Tag, in Muscat und Umland, fallen die Menschen durch ausgesprochene Fröhlichkeit und Freundlichkeit auf. Sicher spielt es eine Rolle, dass wir am Vortag des Freitags, des Wochenendes hier in Arabien, ankommen. Man sieht Familien, oft aber auch Gruppen von Männern und Frauen (getrennt) zum Picknick aufbrechen oder zum Schwatz zusammen stehen. Im Gegensatz zu den Menschen in den VAE, wo man uns stolz und beinahe unnahbar begegnete, werden wir hier oft mit fröhlichem Winken gegrüßt. Unser deutscher Guide (vom ersten Tag) berichtet überzeugend von der unglaublichen Gastfreundlichkeit der Omanis.

Am zweiten Tag, als wir von Sur aus ins Innland fahren, sieht die Welt doch deutlich traditioneller aus. Die Männer gehen einkaufen, flanieren herum, trinken Kaffee, schwatzen und besuchen das Freitagsgebet in einer der Moscheen. Die wenigen Frauen, die man trifft, verhüllen sofort mit einem Schleier ihr gesamtes Gesicht. Ich weiß nicht, wie solche Gesten auf die anderen wirken, doch fühle ich mich unwohl in solchen Momenten. Natürlich haben wir uns ‚angemessen’ gekleidet, doch müssen wir in den Augen der Moslems als Frauen mit offenen Haaren und unverhülltem Gesicht provokativ fremd wirken.
Uli hat auch so seine Probleme mit den wehenden Gestalten; weiß man, ob nicht unter einer Kutte jemand einen Bombengürtel trägt?! Leider ist unsere Welt ja inzwischen diesbezüglich ins Grübeln gekommen.

Am ersten Tag fahren wir in ein restauriertes Fort, nach Nakhal, das gleich neben einer großen Oase liegt. Die hier wachsenden Dattelpalmen werden durch die heißen Quellen bewässert, die wir ebenfalls besichtigen. Das Fort ist mit nicht ganz authentischen ‚Möbelstücken’ ausgestattet, doch können wir uns so ganz gut vorstellen, wie man dort gelebt hat und sich gegen einen feindlichen Stamm zur Wehr gesetzt hat. Es gibt Räume für den ‚Wahi’ (Fürsten), für Gäste, ein Sommer- und ein Winterzimmer, welche jeweils durch raffinierte Anlage der Fenster versucht, die brutale Hitze des Sommers (50° können erreicht werden) zu mildern bzw. erträgliche Temperaturen für den Winter zu schaffen.
Es gibt Kinderzimmer für Mädchen und Jungen (getrennt) und Räume, in denen die Datteln aufbewahrt wurden. Dank ihres hohen Zuckergehaltes kann man Datteln einfach in Säcken übereinander stapeln, ohne sie besonders konservieren zu müssen. Durch den Druck der Säcke aufeinander gewinnt man zusätzlich noch Dattelsirup, den man zum Backen benutzen kann – ABER auch, stark erhitzt, über den Feind von oben herab ausschütten kann, vergleichbar mit unserem Pech im MA! Ein echter ‚Hit’ ist in einem Raum ein kleines hölzernes Gestell, in dem man Weihrauch anzündete: Warum?! Nun, man(n) stellte sich einfach mit seinem weiten Gewand über dieses kniehohe Gestell und konnte so mit Weihrauchduft die muffelnde Kleidung ein wenig entschärfen… !!

Am frühen Nachmittag, nach einem leckeren Büffet in einer Hotelanlage, steigt Kristin noch auf ein (ehemaliges Renn-)Kamel und ist glücklich. Ich selbst verzichte auf diese Erfahrung, nachdem ich gesehen habe, dass das liebe Tier (‚Marina’) am liebsten auch heute noch rennen würde…

Der Ausflug von Sur aus ist wenig spektakulär, auch wenn wir noch mehr Steine und tiefe Wadis (trockene Flussbetten) zu sehen bekommen. Noch eine Moschee (nur von außen), noch ein Fort (heute in Hitze, gestern im Regen!), noch ein Souq – schroffe Berge und Steinwüsten! Das Tendern zur Amadea ist ehrlich gesagt, der schönste Part! Auch wenn es heute durch eine lange Dünung heftig schaukelt. Unser junger omanischer/arabischer Guide hat uns Ruhmesreden auf den Islam und die schöne Welt gehalten. ‚Frauen leben hier keinesfalls unterdrückt und unglücklich’ – na ich weiß nicht.

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