Mittwoch, 31. Dezember 2008

Flaschenpost


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Message in a Bottle

Message in a Bottle

Heute Nacht werfen wir sie über Bord! Mit Genehmigung des Kapitäns und versehen mit der genauen Position, die wir – zur Ortszeit natürlich – um Mitternacht erreicht haben.
Unsere Flaschenpost ist versehen mit einem Brief (in Englisch und Deutsch), einem Bild von uns beiden Abenteurern und mit der Reiseroute sowie einem Bild der MS Amadea. Ob unsere liebevoll gefüllte und verschlossene Flaschenpost wohl wirklich an einem Gestade landen wird? Ob sie jemand findet? Öffnet? Uns antwortet? Es gibt noch wirkliche Abenteuer!!

Aber nicht nur Flaschenpost wird den blauen Wellen des weiten Atlantiks anvertraut – einige Tage später, am 6.Januar 2009, wird der ‚Weihnachtswunschbaum’ traditionsgemäß Neptun übergeben, auf dass dieser unsere an den Zweigen auf bunte Papierrollen gehängte Wünsche erfülle! Das ist ein schöner Brauch, und wenn man fest dran glaubt, dann gehen bestimmt auch einige Wünsche in Erfüllung.

Heute Abend wird auf der Showbühne für uns Butler James seiner Miss Sophie das Dinner for One servieren – uns geht also nichts ab im Vergleich zu deutschen Silvesterbräuchen.. Danach wird der erste Cocktail getrunken, und dann ein 9 -gängiges Gala-Dinner aufgefahren! Gut dass wir noch in Smoking und Abendkleid passen!! Demnächst folgt auch mal ein Bild von uns in dieser Aufmachung;)
Pünktlich um 20h stoßen wir dann auf das Neue Jahr in Deutschland an! Schön, wenn man dann vier Stunden später noch einmal anstoßen kann, diesmal bei einem kleinen Feuerwerk, das der Kapitän genehmigt hat. Eigentlich sieht Kapitän Flohr sehr regelstreng aus, doch hat er ja bereits mit den Brückenbesichtigungen bewiesen, dass er auch mal Ausnahmen von der Regel macht. Sehr freundlich! Wenn jetzt noch der Wind mitspielt und nicht gerade ein kleiner tropischer Regen hernieder kommt, können wir tatsächlich um Mitternacht an der Reling stehen und in den Sternenhimmel schauen. Wir werden an euch alle denken und hoffen, dass wir uns 2009 gesund wieder sehen.

Sylvester auf See




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Dienstag, 30. Dezember 2008

Montag, 29. Dezember 2008

Auf hoher See

Liebes Logbuch!

Mitten auf dem Atlantik ist man auf sich selbst zurück geworfen. Man fühlt sich unendlich frei, nur Wasser, egal wohin man schaut. Das Kabinen-TV verrät, dass sich auch unter uns gut 4000 Meter Wasser befindet; entweder verunsichert dich diese Information oder du stellst dir (so wie ich) begeistert die Unterwasserwelt vor, die Fische, die sich in ihrem Element tummeln und von keinen Grenzen aufgehalten werden. Seit 2 Tagen haben wir weder Land noch Schiff gesehen – natürlich sind wir nicht wirklich allein, doch wenn wir den anderen Gästen an Bord einmal den Rücken zuwenden und in einem ruhig und windgeschützten Winkel über die Reling schauen, haben wir für einen Augenblick das Gefühl, ganz für uns auf diesem wunderbaren Planeten zu sein.

Der Himmel überm Atlantik ist nicht verlässlich blau, sondern hält oft eine Überraschung bereit. Pünktlich zum Frühstück spannt sich noch ein Regenbogen über die Wellen; doch muss bald darauf das Tapas-Buffet am Pool wegen heftiger Schauer nach drinnen verlegt werden. ‚Wetterbedingt’ lautet daher auch vorsichtig die Ankündigung im Tagesprogramm, das jeden Tag am späten Nachmittag unter der Kabinentür durchgeschoben wird. Die Qual der Wahl ist an reinen Seetagen besonders groß, denn 500 Passagiere wollen unterhalten werden und das auch bitte nicht jeden Tag mit denselben Angeboten! Das Phoenix-Team hat wirklich einiges auf Lager:
Natürlich überschneiden sich einige Aktivitäten, aber zur Information einmal hier eine Übersicht über das Sonntagsangebot:
Frühsport mit Bernd
Qi-Gong mit Uli
Sonntags-Gottesdienst
„Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt..“ Vortrag unseres Kapitäns
Tischtennis mit Mariella
Fitnesstraining mit Uli
Jakkolo mit Enrico
Mittagsquiz mit Mariella
Schmuck-Workshop mit Hedi
Bingo!Bingo!Bingo! mit Enrico
Backgammon mit Mariella
Putten auf den Greens mit Uli
Englisch für Fortgeschrittene mit Ingrid
Shuffleboard mit Enrico
Modenshow
‚Walk a Mile’ mit Mariella

Und abends kann man noch fleißig die Tanzbeine schwingen! Zum Tanzen haben wir uns immer noch nicht aufraffen können. (Hallo, Marcus! Und das trotz der guten Vorbereitung!)
Momentan genügt uns allerdings das schwunghafte Sich-vorwärts-Bewegen in den Gängen, denn bei Seegang 8 ist schon mancher ‚ondolierter’ Sidestep zu beobachten. Habt ihr schon einmal unter diesen Umständen Tischtennis gespielt? Uli behauptet ja, dass er überhaupt keine Erfahrung im Ping-Pong hat!! Wer’s glaubt!... Noch bin ich nicht dahinter gekommen, ob er die fiesen Bälle dem Seegang oder seinem Können verdankt!?
Kurz nach dem Mittagessen ist das Fitnessstudio überfüllt; ob da so mancher versucht, seinem schlechten Gewissen davonzulaufen? Erstaunlich, wie auch hier oft Maßlosigkeit zu Tage tritt: Wer abends jeden Gang 2x bestellt, muss hier dann auch 2 Stunden lang auf den Crosstrainer?!... Wir machen einen gesunden Mix von Ergometer, Mucki-Geräten und einer Runde Tischtennis.
Heute Mittag gibt es Reibekuchen!!! Da wird Uli wohl noch zulegen müssen.

Samstag, 27. Dezember 2008


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Bilder von Madeira




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Madeira

Madeira

Liebes Logbuch!
Schon früh am Morgen musste ich hinaus an Deck, um die Anfahrt in den Hafen Funchals zu sehen! Was für ein Empfang! Die Insel liegt noch im völlig dunklen Wasser, doch ziehen sich Perlenketten aus Licht über die Berge und wir können die Kirche von Monte ausmachen. Die Luft ist mild, doch als die Sonne aufgeht, zeigt Madeira – wie so oft – einen tief hängenden Wolkenzug und hält auch noch tagsüber zahlreiche Schauer bereit. Andererseits blühen hier wie versprochen stets die Blumen und man könnte glauben, es sei schon März, wenn da nicht die Wichtel und Krippen auf der Avenida Arriaga stünden, ein Kinderchor portugiesische Weihnachtslieder mit glockenhellen Stimmen präsentierte. Madeira feiert seinen 500.Geburtstag und hat sich auch in der Winterzeit einiges ausgedacht, um seine Besucher zu unterhalten.

Ganz besonders eindrucksvoll sollen die Feste zum Jahreswechsel sein – und geradezu unbeschreiblich prächtig das Feuerwerk! Die Albatros wird wohl in den Genuss dieses Anblicks kommen, wir aber haben nach dem Ablegen um 19h noch lange einen stimmungsvollen Blick auf die Weihnachtsbäume aus Licht in Funchal. Die Sektkelche werden auf Deck 8 großzügig gefüllt, und wir verabschieden uns für viele Wochen von Europa.

Inzwischen ist der erste der sechs langen Seetage angebrochen, mit denen viele Gäste an Bord nicht viel anzufangen wissen. Vielleicht haben sie schon zu viele Tage auf See verbracht? Wir aber genießen es, einfach nur auf die Wellen zu schauen, weit und breit außer dem Horizont nichts, was den Blick ablenkt – und zu wissen, dass es mit jedem Tag etwas wärmer werden wird. Jetzt haben wir schon zwei Stunden Zeitvorsprung vor der Heimat, denn bis zur Datumsgrenze müssen wir noch fleißig sammeln, bis man uns letztendlich einen ganzen Tag streicht. Gut, dass Uli dann nicht seinen Geburtstag hat!

Danke für die lieben Kommentare, die unsere Leser, nämlich ihr, auf unserer Seite hinterlasst! Ob sich die Türen auf der Amadea verbreitern lassen?? Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass dies notwendig ist – denn schon jetzt ist der Umfang mancher Passagiere bedenklich; solange aber die Rettungswesten noch passen….

Bedingt durch die freie Tischwahl haben wir abends meist im Restaurant Vier Jahreszeiten gegessen, weil es dort etwas gemütlicher ist als oben, im Restaurant Amadea, wo wir morgens und mittags bei Hakan Platz finden. Hakan kommt aus der Türkei, ist aber von dort auf die Amadea geflüchtet, weil in seinem Land deutschsprachiges Servicepersonal nicht mehr so stark gesucht wird: zu viele all-inclusive-Hotels und eben auch zu viele russische Gäste…

Freitag, 26. Dezember 2008

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten auf See


Liebes Logbuch!
Wir wünschen euch allen ein frohes Fest und hoffen, dass ihr eine ebenso wundervolle Weihnacht erlebt habt wie wir – auch wenn euere anders war, eben wie sie nur an Land sein kann und wie wir sie ein wenig vermisst haben! Besinnlichkeit ist mit 500 Gästen an Bord schwer zu finden, da will der eine unterhalten werden, der andere auf keinen Fall etwas religiös Angehauchtes hören – nur gut, dass es an Bord viele Rückzugsmöglichkeiten gibt. Nach dem wieder vorzüglichen Abendessen zog es uns zu einem kleinen Weihnachtsprogramm, wo natürlich unser Bordpfarrer ebenso zu Wort kam wie Kapitän und Kreuzfahrtdirektor. Dann erschien auch der Weihnachtsmann - mit starkem belgischen Akzent - und verteilte Päckchen. Unter anderem erhielt eine alte Dame (wohl) ein Geschenk (der Reederei), weil sie ihre 12. Weltreise unternimmt!! Sie hat mehr als drei Jahre ihres Lebens auf See verbracht…

Gemäß der Tradition gab es sogar um 22h noch in Harry’s Bar Kartoffelsalat und Würstchen, und wir haben wirklich versucht, noch ein Fleckchen Magen damit zu füllen! Keine gute Idee!! Glücklicherweise blieb es bei leichtem Seegang, und heute Morgen weckten uns die Sonne und frühlingshafte Temperaturen. Die ersten Gäste nahmen den Weihnachtsmorgenkaffee schon auf der Terrasse ein; inzwischen wurde der Pool gefüllt und die begehrtesten Liegen sind schon auf Ewigkeit reserviert…

Doch unternehmen wir diese Kreuzfahrt ja nicht in erster Linie, um auf Deck in der Sonne zu braten oder uns einen eigenen Rettungsring anzufuttern! Wir wollen doch die Welt sehen! Und gestern, am Heiligen Abend, legten wir in Lissabon an.

Unser Liegeplatz lag fast unter der Brücke des 25.April, die beeindruckend den Tejo überspannt und unter der Fahrbahn für den Autoverkehr seit ein paar Jahren auch Zügen die Möglichkeit bietet, von und nach Lissabon zu fahren. 100.000 Autos fahren täglich auf ihr hinein und hinaus.

Wir mussten früh aufstehen, uns ‚landfein’ machen und pünktlich um 8.10h in der Atlantik Lounge einfinden. Die Organisation klappte wie immer hervorragend, wir wurden einem Bus (4) und einem Reiseleiter (Bernd) zugeordnet und marschierten über die Gangway nach 3 Tagen nur auf See wieder auf festen Boden (der erstaunlich schwankte). Wolkenloser Himmel, 7° und ein fast neuer Bus hießen uns willkommen in der Hauptstadt Portugals.

Unser erster Stopp war der Torre de Belem.

Von hier aus konnten die Einwohner Lissabons mit einem Kreuzfeuer zur gegenüberliegenden Festung(die nicht mehr existiert) die Einfahrt des Tejo gegen Feinde schützen.

Herrlich – die maolinischen Verzierungen der Mauern leuchten in der Sonne und künden von einer berühmten Seefahrernation! Die Portugiesen eroberten die Meere und waren unter anderem so erfolgreich in der Seefahrt, weil sie früh die unterschiedlichen Künste, wie Astronomie, Mathematik und Kartographie z.B. miteinander in einer Seeakademie verbanden und somit ihr Wissen potenzierten. An diese erste Seefahrtakademie erinnert das Denkmal der Entdeckungen mit Heinrich dem Seefahrer und Gefolge:



Lissabon selbst ist nur an einigen Plätzen weihnachtlich geschmückt; die Sonne scheint und nur die Tatsache, dass wir das Hieronymuskloster wegen Vorbereitungen zur Weihnacht nicht besichtigen können, erinnert uns an die bevorstehenden Festtage.

Am Heiligen Abend isst man hier traditionell gekochten Fisch; und wie in den meisten europäischen Ländern gibt es nur einen Weihnachtsfeiertag. Wie gut haben wir es doch!!

Als Ersatz für den entgangenen Klosterbesuch besichtigten wir das Museu Nacional do Azulejo, wo wir in die Kunst der berühmten Kachelherstellung eingeweiht werden und staunend feststellen müssen, dass längst nicht alle Kacheln weiß-blau sind. Vom kleinen Ornament bis zu großen Jagdszenen, die Decken, Fußböden und Wände schmückten, sind in diesem Museum zusammen getragen.














Das Museum ist nicht so bekannt vielleicht, aber unbedingt empfehlenswert! Wir haben uns sehr gefreut, diesen Abstecher gemacht zu haben.

Als wir zurück zum Anleger kamen, lag schon die Albatros dort; ursprünglich wollten wir sie besichtigen, doch gefällt uns die Amadea so gut, dass wir sie nicht mit einer älteren Dame vergleichen wollen.
Nach dem Weihnachtsstollen hieß es, sich flugs umziehen und auf den Decks am Heck zur Auslaufparade einzufinden. Wir waren über die Toppen geflaggt, hörten weihnachtliche Lieder von Diana und Gil. Wieder ertönte die Amadea-Auslaufmelodie, als wir pünktlich um 18h vom Kai ablegten. Vorbei zogen wir an den Lichtern Lissabons, wünschten uns unter der 70 Meter hohen Brücke des 25.April weisungsgemäß mit geschlossenen Augen etwas Besonderes, und verabschiedeten die Albatros mit dreifachem Erklingen des Horns. Ein Gänsehaut-Erlebnis am Heiligen Abend 2008.

Dienstag, 23. Dezember 2008

Bilder von Bord




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Der dritte Tag...

Heute durften wir die geheiligte Kommandozentrale der Amadea betreten: Kapitän Hubert Flohr lud seine Gäste auf die Brücke! Nachdem wir zuvor noch eindringlich darauf hingewiesen worden waren, dass auf der Brücke NUR der Kapitän sitzen darf, und dass wir um Himmels Willen keinen der vielen Knöpfe berühren dürften, wurde die Schleuse zum Secret Office geöffnet.
Kapitän Flohr beantwortete geduldig unsere Fragen, z. B. auch die, wer die MS Amadea steuert, wenn er im Speiseraum zu sehen ist, oder warum unser Traumschiff so ruhig selbst in unruhiger See liegt. Wir durften nach Herzenslust das Radar oder die Kartentische filmen und fotografieren und lernten sogar, wie man mit Hilfe seiner Frau, des Vorderrades eines Fahrrades und eines Streifens Papier einen Kreiselkompass bastelt!! „Geht die Sonne auf im Westen, musst du deinen Kompass testen!“

Natürlich hatten wir schon vorher mit Respekt die Arbeit unseres Kapitäns und seiner Crew betrachtet – doch wissen wir nun etwas genauer, wie auf der Brücke mit Hilfe unterschiedlicher Geräte und eben auch ‚hausgemachten Berechnungen’ der Kurs gesteuert wird, der uns morgen schon nach Lissabon bringt.

Seit heute früh sind übrigens die ersten Liegestühle an Deck aufgestellt – und natürlich von den ersten Sonnenhungrigen auch schon besetzt worden! Man kann ruhig den dicken Pullover in die unterste Schublade räumen und muss beim Gang übers Promenadendeck auch nicht mehr Mütze, Schal und Handschuhe tragen. 14° und ein Tag voll Sonne! Wenn nicht beim Nachmittagskaffee der nette Bordpfarrer lustige und besinnliche Weihnachtsgeschichten vorgelesen hätte, hätte man glauben können, an einem Frühlingstag auf die fast spiegelglatte See zu schauen!

Der kleine Schokoladen-Weihnachtsmann heute Abend auf dem Kopfkissen sagt uns ebenfalls, dass morgen Heilig Abend ist – und ein umfangreiches Programm auf uns wartet! Um 8.10h bereits werden wir in Lissabon unseren Altstadtspaziergang beginnen und sicher nicht vor Mitternacht in die sanft schaukelnde Koje kriechen … Uli will morgen nämlich nach dem Ausflug noch Dart spielen, Weihnachtslieder singen, Kaffee trinken, die Christmette besuchen, während ich noch das Weihnachts-Quiz lösen muss, die Kommunikation aufrechterhalten und natürlich auch den kulinarischen Versuchungen des Abends erliegen möchte! Eine Stunde Fitness-Training inklusive einiger flotter Runden an der Tischtennisplatte heute haben uns einen kleinen Vorsprung vor den aberwitzigen Kalorien verschafft.

Da wir sicherlich morgen keine Muße zum Schreiben haben, wünschen wir auf diesem Wege allen unseren Lesern eine frohe Weihnacht!

Montag, 22. Dezember 2008

Das Schiff lebt!

Liebes Lobuch!

Das Schiff lebt! Und wir mit und auf ihm! Die lange Dünung (4 Meter Höhe) bringt uns heute Morgen ins Grübeln: Wenn uns bereits beim Zubinden der Schnürsenkel der Magen rebelliert, sollen wir dann wirklich mit Spinning und Streching im Fitnessraum den Körper ärgern? Wir entscheiden tapfer – den Sport heute noch einmal ausfallen zu lassen und stattdessen einen leichten Rundgang um das Promenadendeck (370 m Länge) vorzunehmen. Auf den ersten Blick sieht das Meer recht freundlich aus, doch sind die langen Wellen, Folgen eins Sturms in der Biskaya von einigen Tagen zuvor, eine nicht zu unterschätzende Herausforderung an unser Gleichgewichtssystem. Uli schwankt, nicht nur auf dem herrlichen Promenadedeck, sondern auch innerlich, ob er seinem Magen überhaupt ein Frühstück zumuten kann und soll. Doch bestehe ich auf meinem morgendlichen Espresso und so sitzen wir bald wieder in einer gemütlichen Ecke des Amadea-Restaurants und sehen zu, wie an Deck Tische und Stühle aufgebaut werden. Wer will denn heute schon draußen sitzen?! Wenige Stunden später wollen wir! Denn es gibt ab 11h ein seemännisch zünftiges Grillen an Deck, mit Musik von Diana & Gil, die (noch) mit dicker Daunenjacke gegen den Wind geschützt, Seemannslieder zum Besten geben. Wer will und kann, füllt sich den Magen mit leckeren Heringshappen, Shrimps und Salaten. Wir lassen das man lieber, sagen aber bei Putu, dem netten Javanesen, nicht ‚Nein’, als der mit seiner Doppelkornflasche vorbeischaut.

Zeit, auf unsere Erlebnisse zurückzublicken, haben wir erst jetzt gefunden. Mit dem Laptop auf den Knien sitzen wir in der Vista Lounch, Uli hat noch einen der begehrten Plätze für uns ergattert. Gestern saßen wir leider etwas zu dicht am weißen Klavier, auf dem die russische Starpianistin Weihnachtsmelodien erklingen lässt – da konnte man kaum miteinander sprechen. Aber auch heute ist das uns umgebende Gewusel und Geräusch so eindringlich, dass ein Blick aus den großen Panoramafenstern vorzuziehen ist. (Mein Lektor Uli kritisiert gerade, dass ich diesen schönen Ort zu kritisch beschreibe; es herrsche eine lebhafte Atmosphäre, jeder orientiert sich noch auf der Suche nach seinem Lieblingsplatz. Ich lasse das man so stehen.) Zu Gesprächen gibt es ja ausreichend Gelegenheit, ebenso wie zum Bekanntschaften Schließen. Die freie Tischwahl hält mehrmals am Tag eine Überraschung parat: Werde ich wieder neben solch einem Stiesel sitzen, der die Zähne nicht einmal zu einem freundlichen ‚Wo kommen Sie her?’ oder ‚Wie weit fahren Sie mit?’ auseinander bringt? Oder wird uns der sympathische Langlauf-Veteran wieder ein schlechtes Gewissen bereiten, weil er ganz konsequent nur eine Suppe und ein paar Salatblätter isst und zugegeben in seinem Alter eine fantastische Figur hat?!
Jede Essensrunde hat ihren eigenen Reiz; jeder Gast hat seine Eigenheiten, die glücklicherweise nicht alle so sichtbar sind wie die weißen Socken der Dame neben mir, die ungeniert im Café ihre Schuhe ausgezogen hat…

Gestern um diese Zeit zogen die weißen Klippen von Dover an uns vorbei, was nach vielen Stunden mit Blick aufs Wasser fast schon wie Land in Sicht anmutet! Leider gilt das aber nicht, so dass wir nicht die wunderbare Amadea-Abschiedsmelodie hören. Das muss warten bis Lissabon. Schade, denn vor allem Uli hat bei der Auslaufmelodie in Bremerhaven noch lange an Bord gestanden und den endlos langen Container-Kai an sich vorbeiziehen lassen. Ich gebe zu, dass mich die Lichter im Dunkeln nicht mehr angezogen haben, das wird sicherlich anders sein, wenn eine gerade besuchte Stadt uns auf diese Weise ein letztes Adieu mit auf den Weg geben wird!

Gestern Abend hatten wir den ersten Galaabend dieser Reise und haben uns so gut es ging aufgerüscht. Bevor wir aber eine erlesene Auswahl von Gänsebrust oder Hokifisch serviert bekamen, hieß es: Schlange stehen! Geduldig rückten wir Schritt vor Schritt vor und begutachteten die Roben der Damen und staunten, wie mancher Herr noch in den Smoking von seiner Hochzeit zu passen glaubte. Insgesamt aber bot die Gesellschaft in schicker Kleidung einen festlichen Rahmen, der gleich ein ganz anderes Gefühl von Feierlichkeit transportiert. Es ist eben nicht jeden Tag Begrüßung durch den Kapitän angesagt! Auch Kapitän Flohr war geduldig und fand für jeden ein paar nette Worte, obwohl er sich NICHT an all diejenigen erinnern konnte, die das wohl gehofft hatten. Viele Gäste der Amadea nämlich sind nicht zum ersten Mal an Bord. Und heute Abend, wenn wir noch einmal als Weltreisende gesondert vom Kapitän und vom Kreuzfahrtdirektor Adlmeier empfangen werden, haben wir ein Rendez-vous mit 153! Mitreisenden!!

Die Wettervorhersage für Lissabon ist freundlich, 14° und leichte Bewölkung werden uns angekündigt. Die frostigen Festtage der Heimat sind dann für uns wohl schon weit weg.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Uli schaut sich die Welt an...

Der erste Tag

Liebes Logbuch!
Ein Seetag – unser erster und gleich ein recht stürmischer! In der Nacht von Samstag zu Sonntag gab es bis zu Windstärke 9. Der Sturmwarnung vom frühen Abend allerdings wurde wieder zurückgezogen! ( ‚Elawetter’ sag ich nur..).Wir wurden zwar recht heftig in den Schlaf geschaukelt , aber dank Hellas Pille haben wir gut geschlafen . Uli behauptet zwar, dass wir nachts um halb 3 von einem Container gerammt worden seien… ?? na ja.. Seemannsgarn, glaub ich eher.

Wir haben jetzt tatsächlich schon 24 Stunden auf diesem wundervollen Schiff verbracht, und ich weiß nicht, wo die Zeit hin ist. Unsere Junioren haben uns gestern, zusammen mit Thea, nach Bremerhaven gebracht, was angesichts des umfangreichen Gepäcks sehr angenehm war. Die Drei durften für eine Schiffsbesichtigung mit an Bord, so dass sie jetzt eine Vorstellung davon haben, wo die ‚Alten’ die nächsten Wochen verbringen werden. Trotz des Gewusels beim Einchecken von über 500 neuen Gästen haben wir schon lauschige Ecken gefunden, die uns zum Träumen oder Lesen einladen, wie z.B. die klassisch englisch eingerichtete Bibliothek!

Völlig überrascht wurden wir vom Geschenk der Junioren, die nämlich meinten, wir müssten unbedingt eine Flaschenpost selbst gestalten! Tolle Idee!! Wir werden also in den nächsten Tagen einen kleinen Brief schreiben, die kleine Flasche füllen und gut verkorken. Inzwischen haben wir beschlossen, dass wir zu Silvester, einem von eh her besonderen Datum für uns!, die Post den Wellen des Atlantik anvertrauen. Und wer weiß, aus welcher Ecke der Welt wir vielleicht eines Tages eine Mail oder einen Brief erhalten! Auf jeden Fall ist das ein schönes Unternehmen.

Hatten wir vor, uns hier auf der Weltreise zu erholen??!! Mitnichten – Uli drängt: wir müssen uns vorbereiten auf den ersten Gala-Abend. Das bedeutet, die große Robe aus dem Schrank holen, denn heute Abend werden wir alle vom Kapitän begrüßt. Drum kommen morgen weitere Nachrichten… Ahoi!

Freitag, 19. Dezember 2008

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Noch 74 Stunden...




Liebes Logbuch!
Wir sind ja sooo erschossen.... - vom Warten! - vom Kofferlisten Schreiben! - vom Üben, mit Picasa die Bilder besser in den Blog zu laden. Schließlich hat unsereiner ja auch ein bisschen Ehrgeiz!
- vom letzten Hausputz für lange, lange Zeit (jippi)!

Uli hat nur noch Unsinn im Kopf: Ein gutes Zeichen dafür, dass auch ihn inzwischen die Aufregung gepackt hat. Aber ein alter Seebär wie er zeigt das natürlich nicht so offen;) soeben kommt er vom Friseur und ist schon Galadinner-fein getrimmt. Womit wir in Gedanken schon bei der Sorge wegen der zahlreichen mitreisenden Kalorien sind! Den Rat von Senta Berger, vor einer Kreuzfahrt eine Diät zu machen, können wir jetzt leider nicht mehr beherzigen, die Vorweihnachtszeit fordert eben auch ihren Tribut. Danke noch einmal an Volki für 1 Meter Dominosteine!! Als erstes werden wir wohl auf dem Schiff nach den Trainingsräumen Ausschau halten müssen! Morgens um sechs ist die Welt noch in Ordnung...










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Samstag, 13. Dezember 2008

Noch 174 Stunden...

Verrückt, nicht wahr?! Ich zähle parallel zu den Tagen nun auch die Stunden und überlege jedesmal, welche Zeitangabe sich weniger lang anhört.. Mmmhh, habe wahrlich nichts anderes zu tun, nicht wahr?!

Bei meinem letzten Posting gab es eine Menge Schwierigkeiten, deshalb versuche ich hier noch mal mein Glück. Sozusagen: Die Vorvor-Generalprobe. An Bord habe ich keine Helferlein wie hier zu Hause, daher der ultimative Check!
Prima, alles klar.

Übrigens freuen wir uns SEHR, wenn wir Kommentare erhalten!!...

Noch 1 Woche...

Liebes Logbuch!

ICH WILL DASS ES JETZT LOSGEHT!!! Das ist ja gar nicht mehr auszuhalten! Und damit wir auch jeden Tag sehen, worauf wir da warten, schickt uns eine liebe Kreuzfahrerin jeden Tag ein Adventskalenderbild von der Amadea! Das macht es nicht leichter - seufz.. Toll aber, das Schiff in voller Fahrt zu sehen - das wird uns ja nie vergönnt sein, es sei denn wir haben die Abfahrtszeiten verpennt und sind nicht rechtzeitig wieder an Bord gekommen..



Wir können auf diesem Bild sogar unsere (erste) Kabine erkennen, aber leider kann ich noch nicht ein Photo mit x versehen - ist alles noch ausbaufähig... Vor dem vorderen kleinen Rettungsboot sieht man drei Kabinen (mit Balkon): die mittlere ist die unsre!

Die Amadea liegt zur Zeit in Hamburg bei Blohm & Voss und wird für ihre neue Reise vorbereitet. Dass nicht nur wir uns überlegen müssen, was man alles mit an Bord nimmt, zeigt folgende interessante Aufstellung, die Phoenix-Reisen nach der letzten Fahrt der Amadea von Manaos nach Hamburg ins Netz gestellt hat (16. November bis 7. Dezember 2008):

Sie wollten schon immer wissen, wie hoch der Lebensmittelverbrauch auf einer Kreuzfahrt ist?
Hier einige Angaben über den Verbrauch während der Reise:
2.900 kg Fisch, 3.600 kg Ananas, 2.320 l Bier, 3.600 kg Fleisch, 2.400 kg Melonen, 522 Flaschen Sekt, 1.930 l Sahne/Milch, 16.900 Eier, 5700 Flaschen Tischwein, 1.550 l Eiscreme,
2.800 kg Kartoffeln, 38.460 Brötchen, angerichtete Teller 50.420!


Chapeau! Da sind unsere Packlisten vergleichsweise klein, obwohl natürlich nicht alles auf einmal an Bord gebracht werden musste. Unterwegs wird immer wieder frisch gebunkert, soviel ich weiß. Nicht angegeben wird übrigens dankenswerterweise das Gewicht der Passagiere (vorher - nachher)! Eventuell muss ich doch noch auf Sloggis zurückgreifen;) Insider werden wissen, was ich damit meine...

Heute Abend feiern wir Weihnachten ein bisschen vor; und obwohl es sich 'gar nicht lohnt', haben wir einen kleinen Tannenbaum aufgestellt. Geschenke gehören eben unter einen richtigen Weihnachtsbaum!! Und wenn wir schon am 13.Dezember ein bisschen Geschenkpapier knistern lassen, dann bitte stilvoll. Anschließend sollen mich der Glühwein und die Bratwurst bei der traditionellen Carportfete der Nachbarn etwas ablenken; ich tippe eher darauf, dass ich nach 2 Bechern nicht mehr weiß, was ich morgen vorhabe! Aber bestimmt vergesse ich nicht, welches Abenteuer auf uns in der nächsten Woche wartet!!!











Samstag, 6. Dezember 2008

Noch 2 Wochen...

Liebes Logbuch!

Nachdem mein Mann mich nun mittels Baldrian (forte!) ruhig gestellt hat, kann ich den weiteren Lauf der Dinge gelassen abwarten. Unsere Reederei hat mich ebenfalls beruhigt und für andere Schiffe gibt es sogar im Moment drastische Maßnahmen: Wer sagt denn, dass Weltreisen heutzutage keine Abenteuer mehr bedeuten?! (Die Information der Routenänderung habe ich dem KF-Forum dankenswerterweise entnommen).

Inzwischen nehmen zu Hause die to-do-Listen langsam ein Ende. Soeben ist der zweite Teil unseres USA-/Kanada-Filmes fertig geworden; wir können also neue Bilder aufnehmen, und das nicht nur kamaratechnisch gesehen!! Ich mag gar nicht daran denken, wo und wie wir die vielen Stunden Filmmaterial und Tausende von Bildern speichern und später verarbeiten werden. Doch gerade dieser Blog hilft vielleicht dabei, später den 'roten Faden' wiederzufinden. Wir haben unseren Laptop dabei und werden, wenn uns gar nichts anderes mehr einfällt, schon mit dem Cutten beginnen. Daran glaube ich aber nicht wirklich, denn so manch launiger Reisebericht von Kreuzfahrern hat uns inzwischen darüber aufgeklärt, wie verlockend die Angebote an Bord sind. Und damit meine ich nicht nur die vielen (alkoholfreien!?) Coctails..

Koffer oder Reisetasche? Taschen- oder Hörbuch? Jeans oder Rock? Lieber noch ein Paar Sandalen oder Pumps? Ganz zu schweigen von der Auswahl der Gürtel, Socken, Schals und Caps! Schick? bitte ja, aber eben auch mehrfach einsetzbar! Wenn jetzt noch die Ersatzbrille rechtzeitig fertig ist und die Fliegen für den Smoking nicht in der Reinigung verschwinden, wenn wir uns kein Bein mehr vertreten und der Himmel uns nicht auf den Kopf fällt, dann - ja dann müssten wir in 2 Wochen um diese Zeit schon an Deck stehen und den Zurückbleibenden ein letztes 'Hallo' zuwinken! (Jippi! Endliche sturmfreie Hütte)