Donnerstag, 5. März 2009

Java

ist die bedeutendste Insel mit über 120 Vulkanen, die alle noch verheerende Ausbrüche bedeuten können. Java zählt zu den am dichtesten besiedelten Regionen dieser Erde, hier leben 130 Millionen Menschen, ein Schmelztiegel von Nationen – und Religionen. Zwar sind die Muslime mit 80% die größte Gruppe, doch sieht man wenig imposante Moscheen; selbst die Zahl der Frauen mit Kopftuch scheint geringer als die in manchen Innenstädten wie z.B.von Köln oder Hannover.

Wir aber haben an diesem Tag vor, buddhistischen Spuren auf Java zu folgen: Die Tempelanlage Borobodur, rund 90 km von Semarang, unserem Hafen, entfernt. Dank einer Polizeieskorte(!) schaffen wir die Strecke in gut zweieinhalb Stunden, denn unser Konvoi von 5 Bussen hat überall Vorfahrt, braucht keine rote Ampel zu beachten und darf auch ruhig mal die Gegenfahrbahn benutzen! Trotzdem lachen die Menschen uns freundlich zu, wenn wir vorbeifahren, und die Kinder winken. Vorzugsbehandlung für manche Mitmenschen scheint eben ein unerklärlicher Bestandteil des Lebens auf Java…

Der Aufstieg zu den Terrassen der Tempelanlage von Borobodur gehört zu den Hauptattraktivitäten Javas, doch sind es vor allem Buddhisten aus aller Welt, die am ersten Vollmond des Monats Mai hier eine Art Wallfahrt vollziehen und den Weg über die Galerien und steilen Stufen absolvieren. Über 55.000 Kubikmeter Anesitgestein sind hier verwendet worden – der Tempel hat einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenkantenlänge von ca.120m und reicht 33 Meter in die Höhe. 505 Buddhastatuen schmücken das Heiligtum und Reliefs erzählen u.a. das Leben des Prinzen Siddharta in seinem Wandel zu Buddha.

Wir steigen tapfer bis zum zentralen Heiligtum und genießen den Blick in die ‚grüne Welt’, die den Tempel umgibt. Die Mittagsschwüle ist heftig, doch reicht man uns am Fuße des Hügels, in einem Hotelressort, Tee und Kaffee. Dazu werden kleine Küchlein gereicht – doch Vorsicht: eines davon, ganz harmlos im Aussehen, entpuppt sich als Fischbällchen mit scharfem Stiel. Gut, dass ich mit dem heißen Tee zufrieden war.

Nach 2 Stunden Aufenthalt steigen wir wieder in die klimatisierten Busse und registrieren den einsetzenden Regen gelassen. Dass wir bisher von Tropenschauern verschont sind, rechnen wir zu unserem Ausflugsglück. Ungefähr drei Kilometer vom Restaurant entfernt, in dem wir wiederum indionesische Spezialiäten erwarten durften, wurden wir, jeweils zu zweit, in Pferdekutschen gesetzt – und los ging die wilde Jagd! Zwischen Bussen, Karren, Mopeds, Fußgängern und weiteren Kutschen hindurch trabten oder galoppierten die Pferdchen und gewährten uns einen völlig unerwarteten Einblick in javanesischen Verkehr. Es ist offensichtlich eine gute Entscheidung gewesen, an einem Ausflug von Phoenix teilzunehmen und keinen Mietwagen zu nehmen!!


Beim Mittagessen stellen wir Vergleiche zwischen Java und Bali an, die zugunsten von Bali ausfallen – doch vergleichen wir damit 2 Inseln, die so unterschiedlich sind, wie man es sich nur vorstellen kann. Java ist eben keine Touristeninsel, sie ist dicht bevölkert und mit allen Problemen behaftet, die eine solche Bevölkerungsdichte und Armut mit sich bringen. Moderne Szenen wechseln sich im Minutentakt mit Szenen aus lang vergangen gewähnten Zeiten: als die Menschen noch in harter Knochenarbeit die Reisfelder bestellten (man bekommt schon beim Zuschauen Rückenschmerzen), ihre Waren an langen Bambusstäben über der Schulter trugen oder in winzigen Verkaufsständen eine Handvoll Früchte anboten. Daneben versprechen Plakate kostenloses Internet und glänzendes Haar, Hollywood reif gestaltet, sausen funkelnde Karossen durch die Straßen und entstehen klimatisierte Einkaufsmalls, die sich wenig von denen in der restlichen Welt unterscheiden.
Wenige Meter dahinter wälzen sich braune Regenfluten durch die Straßen, versuchen fliegende Händler für wenig Geld billigen Touristenkram an den Mann zu bringen.
Wie gut geht es uns eigentlich!!! In was für einer Oase leben wir ( trotz aller Kritik) doch
In Deutschland!

Im Restaurant erleben wir übrigens noch eine ganz besondere Vorführung: ein Schattentheater! Leider erfahren wir nicht, worum es in diesem Stück geht, das von einem einzigen jungen Mann (in allen Rollen) gesprochen und gespielt wird. Hinter einem Paravent sitzen mehrere Musikanten, die vehement auf Becken und Gong schlagen, um die Geschichte zu untermalen. Ein Musikus sitzt mitten von 4 großen Gongs (hoffentlich ohne Hörschaden.)

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich bin eifersüchtig!:-))) Wayang Kulit - das Schattentheater. Aber ich arbeite daran, dass ich es im Juni in Den Haag geniessen kann.
Und Borobudur! Wie schön liebe Ela, dass ich mit deinen Augen einen Platz auf dieser Erde sehen kann, den ich gern gesehen hätte.
Liebe Grüsse von deiner träumenden Freundin Sophie

Anonym hat gesagt…

Hallo,
wir wandelten vor einigen Jahren inmitten der 505 Buddhastatuen und hatten - offenbar bedienen sich die deutschen Anbieter der gleichen Agenturen - ein identisches Ausflugsprogramm. Kurz nach unserer Rückkehr mussten wir den Nachrichten entnehmen, das Borobodur von einem Erdbeben heimgesucht und erheblich beschädigt wurde. Sind davon noch Spuren zu sehen?

Uschi