Dienstag, 31. März 2009

Jemen

Wir haben den Konvoi verlassen können und befinden uns jetzt im Roten Meer.
Die Piraten waren wohl sichtbar (so nehmen wir jedenfalls an), doch hat bei dieser Durchfahrt kein Bösewicht sein Bein über unsere Reling schwingen können. Dank an alle Begleitschiffe! Und unserer stets wachen Mannschaft!

Nun haben wir in Hodeidah im Jemen angelegt und blicken leicht verwirrt um uns. Ein großer Teil der Amadeapassagiere hat einen Tagesausflug nach Menacha und Hajjera bzw. einen Flug nach Sanaa gebucht; die Amadea ist fast leer, nur einige wenige wagen sich mit dem Shuttlebus zum Suk nach Hoheidah hinein. Wir haben, ehrlich gesagt, auch zu viel Muffensausen, weiter ins Landesinnere vorzudringen. Es gibt Warnungen, dass gerade in Sanaa Entführungen Fremder an der Tagesordnung seien…

Doch den Suk möchten wir unbedingt sehen, lassen uns auch nicht von der schwülen Hitze hier im Jemen abhalten. Ordentlich gekleidet, d.h. trotz Hitze Männlein und Weiblein mit langärmeligen Hemden und langen Hosen – wir fahren durch fast leere Straßen, an Häuser, die vom Zerfall bedroht sind oder ihm bereits erlegen sind. Vorbei die frühere Pracht des Königreichs der berühmten Königin von Saba!

Der Jemen (‚Der Süden’) grenzt im Norden an Saudi-Arabien und im Osten an den Oman. Das gebirgige Land wird von 20 Millionen Menschen bewohnt, verfügt dank seiner hohen Berge (bis zu 4.000Metern) über reichlich Monsunregen, der den Anbau von Weintrauben, Melonen, Pfirsichen , Papayas und Kaffee zulässt.
Die Römer nannten den Jemen ‚Felix Arabia’, das glückliche Arabien, denn hier wurden Weihrauch und Myrrhe gewonnen, in der Antike besonders hoch geschätzte und bezahlte Wohlgerüche. Die hohen Berge aber sorgten schon immer dafür, dass der Jemen ein für sich gesondertes Land blieb.

1839 wurde Aden (Eden) von den Briten erobert, der Jemen geteilt. Der Südjemen erhielt 1967 eine sozialistische Verfassung, der Nord-Jemen 1969 eine republikanische; 1990 wurden beiden Teile zur Demokratischen Volksrepublik Jemen vereint.

Im Suk, dem traditionellen Altstadtmarkt, findet das tägliche Leben statt. Hier kann man Früchte, Fische, Stoffe, Gewürze und Schmuck kaufen, aber auch Tinnef jeglicher Art.
Die Menschen, die wir treffen, sind ungemein freundlich; sie sind stolz, wenn sie einige Brocken Englisch können und selbst die Frauen, die meist tief verschleiert sind, wagen einen neugierigen Blick auf uns Fremde. Das land ist unvorstellbar arm!! Und zwar in jeglicher Hinsicht. Die Bausubstanz der Häuser ist in einem erbärmlichen Zustand (kein Wunder, dass bei Erdbeben oder starken Monsunregen hier alles zusammenzubrechen droht); durch die Straßen drängen sich Autos, Eselskarren, Mopeds, Menschen in permanenter Kakophonie. Die älteren Männer tragen stolz ihren Krummdolch im Gürtel und zeigen damit ihre Männlichkeit (und Stammeszugehörigkeit?). Ab 13 Uhr stagniert das Geschäftsleben in diesem Teil der Welt; die zunehmende Hitze des Tages ist der eine Grund, ein weiterer ist der Genuss von Qat, den vor allem die Mänber in aller Öffentlichkeit und Wonne vollziehen. Sie stopfen sich dabei die Blätter des Qat-Strauches in den Mund, kauen diese und sammeln sie in den Wangentaschen. Es kann dabei leicht zu Verzerrungen des Gesichts kommen, doch ist der leichte Rausch, den der Saft der Blätter hervorrufen soll, alle Grimassen offenbar wert. Für viele Stunden ist an geschäfte jeglicher Art nicht mehr zu denken! Erst wenn der Abend und damit eine halbwegs erträgliche Temperatur kommt (nie unter 15°), bewegen sich die Muselmänner wieder..

Im Jemen ist, wie man erzählt, auch der Kaffee entdeckt worden. Die alte Stadt Mokka ist allerdings inzwischen versandet.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Salam . . .
nach all den so unterschiedlichen Eindrücken, die ihr auf eurer Reise gesammelt habt, wie wird es sein, wieder ins alte Europa zurückzukehren? Und vielleicht klappt es mit Petra ja doch noch. Geniesst die letzte Strecke eurer Reise und ICH freue mich riesig drauf, dass ihr bald wieder in heimatlichen Gefilden seid. Alles Liebe von
Sophie

Anonym hat gesagt…

Hallo
dann hat mein Daumendrücken ja etwas genützt dass Ihr heil durch das Piratengebiet gekommen seid, wo doch die Piraten einen deutschen Versorger aufs Korn genommen haben.