Dienstag, 17. März 2009

Mandalore

MandaloreHeiße Füße – heiße Herzen

Habe ich schon erzählt, dass wir nicht auf die Lakkadiven dürfen? Obwohl ich schon lange vor Reiseantritt davon geschwärmt habe – nix war’s. Im Inselgebiet der Lakkadiven ist es nicht ausgeschlossen, dass sich dort Terroristen verstecken. Nach den Anschlägen von Mumbai ist die indische Regierung besonders sensibel – und verbietet vorerst den Zugang.

Unsere Alternative: New Mandalore. Genau. Das. Eine bedeutende Hafenstadt im südlichen Bundesstaat Karnataka mit 417.387 Einwohnern. Ein echt guter Tausch: menschenleere Strände gegen einen (wenn auch prosperierenden) rotbraunen Hafen. Hier gibt es eine Erdölraffinerie und eine Erzumschlagsanlage, was noch keinem Hafen der Welt einen Schönheitspunkt eingebracht hat. Schön staubig.

ABER: Erstens soll man nicht meckern und zweitens haben wir heute Eindrücke gewonnen, die unbezahlbar sind.
Wer glaubt, dass deutsche Bürokratie nervend ist, hat noch nicht die indische erlebt!! In jedem Hafen gibt es ein anders farbiges Einreisepapier, das beim Verlassen des Schiffes gestempelt wird. Zusätzlich müssen wir noch auf die Rückseite des Blattes notieren, ob und wenn ja, wie viele Kameras und Filmgeräte und evtl. Laptops wir mitbringen…
So weit – so gut. Da die indischen Behörden aber sehr spät erst die Freigabe des Schiffes und damit die Genehmigung zu den Landausflügen erteilen, bleibt kaum Zeit, an rund 400 Gäste die (alphabetisch sortierten) Einreiseblätter auszugeben. Als die Schlange vor der Ausgabe sich schon selbst in den Schwanz zu beißen droht, fasst Herr Adlmaier einen kühnen Entschluss: jeder bekommt einfach irgendein Papier!! Egal, welcher Name darauf steht, egal, ob Männlein oder Weiblein!! (Können die doch eh nicht lesen.) Upps – gut, wie sind jetzt mal eben Herr und Frau Pf. Und hoffen, dass Herr und Frau P. keinen Unsinn an Land mit unserem Namen treiben!! Der Beamte zeichnet unser Papier nach intensiver Begutachtung brav ab…

Von den 13 Bussen, welche die Gäste der Amadea aufnehmen, ist unserer die Nr.5 – natürlich mit den schönsten Reiseleiterinnen! Wow, haben Inder(innen) beneidenswert tolle Haare. Es sollen sowieso die besten Haare der Welt sein; aus ihnen werden weltweit Echthaarperücken gefertigt. Aber das nur am Rande. Wir sehen keine (noch so arme) Inderin, die nicht stolz und wunderschön anzusehen in ihrem Sari daher schreitet.

Unser Ziel: Einige Tempel der Stadt Mandalore. Stimmt, das bedeutet, dass es in M. selbst nicht wirklich viel zu besichtigen gibt, doch davon später.
Ein Hindutempel erwartet uns; wir ziehen die Schuhe brav auf und denken voll Optimismus, dass unsere ‚Elbkähne’ den kleinen Indern eh nicht passen – wir also hoffen dürfen, dass sie beim Weggehen immer noch da sind. Verschiedene kleine und große Tempel im Tempelbezirk dürfen wir betreten, allerdings nichts fotografieren. Das Tempelinnere ist dunkel und rauchgeschwängert, böse Geister sind damit vertrieben und der Zugang der Götter möglich. Die Gläubigen teilen hier den Hindu-Gottheiten auf kleinen Zettelchen mit, welchen Wunsch sie haben. Ein Priester nimmt den Zettel entgegen und mit einem kleinen Obolus versehen reicht er auch den Wunsch an die Gottheit weiter. Der Gläubige läutet eine Glocke, um der Gottheit mitzuteilen, dass er da ist?! Vom Priester erhält er geweihtes Wasser und eine Art rote Farbe, mit der er sich ein Zeichen auf Stirn und Hals macht. Jetzt heißt es nur noch, auf die Erfüllung des Wunsches warten.

Auf unserem Besichtigungsprogramm steht neben einer katholischen Kirche noch ein weiterer wundervoller, rot-goldener Hindutempel. Er ist weitaus prächtiger anzusehen, die Fußböden sind aus hellem Granit – alles ist sauber. (Der erste Tempel war sandig und staubig. Gibt es arme und reiche Götter??); wir dürfen auch einige Photos machen. Da wir auch hier natürlich unsere Schuhe ausziehen, erleben wir am eigenen Leibe (sprich: Fuße), wie heiß es heute ist! Es brennen uns fast die Fußsohlen weg, selbst wenn wir auf den dafür vorgesehenen Laufteppichen gehen. Also: Laufschritt!

Dieser Tempel und eine Cashewnuss-Fabrik, die wir zum Schluss noch besuchen, sind die Eindrücke, mit denen wir im Grunde gerechnet hatten. Sicherlich wussten wir vorher nicht, dass wirklich jede Cashewnuss mehrfach einzeln in die Hand genommen werden muss, bis sie sich im essbaren Endzustand befindet!! Daher sind sie wohl auch so teuer?! Viele, viele Frauen sind tätig, sechs Tage in der Woche, 12 Stunden am Tag; für einen Lohn von 1.500 Rupien im Monat (ca. 22,50 EUR):

Doch was unsere Herzen von Traurigkeit brennen lässt, sind die unauslöschlichen Bilder, die wir auffangen beim Weg in und durch die Stadt. Solche Armut habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen! Zwischen Unrat und halb fertigen Häuserruinen leben ganze Familien, man kann kaum unterscheiden, ob man auf eine Abrisshalde oder ein kleines Geschäftszentrum schaut. Ich habe versucht, in einigen Bildern diese Welt einzufangen – es wird mir nicht gelingen, ebenso wenig, wie sie angemessen zu schildern!! Hier erleben wir Indien, so wie es wirklich ist, hierher haben sich noch keine Touristen verirrt.
Wie gut geht es uns doch!!! Will noch jemand meckern?!

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