Samstag, 17. Januar 2009

Mexiko

Acapulco

Die Bucht von Acapulco liegt vor uns – fast alleine für uns, noch im morgendlichen Halbschlaf. Die Hälfte der Gäste hat kein Auge mehr für mexikanische Badeorte, sondern versucht, Herr über Taschen und Koffer zu bleiben und den für die Ausreise notwendigen Stempel in den Pass gedrückt zu bekommen. Wir sind ganz vergnügt, obwohl auch wir unsere Kabine räumen müssen – doch geht es ‚nur’ auf demselben Gang in eine etwas kleinere Kabine, und das ja auch nur bis Auckland. Eine Sache von einer halben Stunde.

Uli stöhnt, weil er fürchtet, dass unser Plünnkram nicht in die Schränke und Schubladen passt, doch haben wir Glück: Hier ist Platz für 3 Personen, wir besitzen drei Betten (2 davon übereinander, zum herunter Klappen) und eines getrennt an der anderen Seite des Kabinenschlauchs.
Ich denke mal wieder positiv und zähle die Vorteile des neuen Refugiums auf:
Der Weg zum Restaurant ist viel kürzer!
Wir haben mehr Platz im Bad! (nämlich eine Mini-Badewanne)
Unser Balkon liegt auf der der Sonne abgewandten Seite
Man kann vom Bett aus aufs Meer blicken!
Die Klimaanlage funktioniert (nach Reparatur des Motors) besser als in 866; was nicht heißt, dass sie so funktioniert, wie wir und der Erfinder sich das einmal gedacht haben.

So ein Abreisetag bringt viel Gewusel und Slalom um die Kofferstapel in den Gängen, aber er bietet auch einen sturm- und zickenfreien Waschraum!! Ich bestücke voll Freude gleich 2 Maschinen und habe 33 Minuten später noch die Herrschaft über 8 freie Trockner! Leider habe ich das System noch nicht so gut durchschaut, dass ich meine Wäsche auf 4 Trockner verteile; vielleicht aber will ich auch nicht so unverschämt sein? Es dauert noch einmal bis zur Mittagszeit, bis ich alle unsere Wäschestücke wieder getrocknet und gebügelt in die Schränke hängen kann. Merke: Trockner wollen bitteschön nicht mehr als 5 Teile verarbeiten (sind wohl gewerkschaftlich organisiert).

So kommt es, dass wir genau zur Mittagsgluthitze frei sind für den geplanten Stadtgang durch Acapulco! So blöd sind wir dann aber doch nicht – erst mal ein Schlummerchen (‚Siesta’ klingt nicht nur mexikanisch korrekter, sondern auch irgendwie weniger verschlafen).

Dann aber doch: Acapulco, wir kommen. Auf der Suche nach Filmmotiven (Uli), nach Kaffee (Ela) streifen wir durch die heißen Gassen dieser ach so viel versprechenden Stadt. Tummeln sich hier nicht die Filmstars (Jonny Weissmüller, Elisabeth Taylor)? Aber der eine ist schon lange tot, und die andere ist wohl auch nicht mehr in der Stimmung und Verfassung, in Acapulco ihre zahlreichen Flitterwochen zu verbringen.

Wir erklimmen die Stufen des aus der Kolonialzeit stammenden Fuerte de San Diego, eines von den Spaniern im 17.Jhdt errichteten Forts. Das darin versteckte Museum lockt uns nicht genug, die Vision eines starken mexikanischen Kaffees ist stärker. Mittlerweile ist das Thermometer gut und gerne auf 30° angestiegen; wir tragen gegen die starke Sonne unsere Australienhüte und fallen damit garantiert (als Gringos) auf! Immerhin können wir in diesem Aufzug die aufdringlichen Taxifahrer abwimmeln: ‚Nein danke, wir nehmen die Pferde.’

Eckerhardt und Kristin, neue Bekannte aus Hannover hatten uns erzählt, dass sie am Vormittag einen ausgesprochen netten Taxifahrer gefunden hätten; doch wir möchten uns in der Hitze nicht in einen alten Käfer quetschen, der bestimmt nicht über eine Klimaanlage verfügt – und auch nicht den ersehnten Kaffee bietet.

Der kleine Stadtfüher, über den wir verfügen, verspricht einen netten Platz, den Zocalo. Da soll es schattige Cafés und quirlige kleine Geschäfte geben, vorwiegend von den Einheimischen besucht. Wir stecken mitten im alten Acapulco, was weit entfernt von Traumkulisse in erster Linie dreckige Straßen, Lärm, heruntergekommene Geschäfte und halb fertige (im Aufbau? Im Abriss befindliche?) Gebäude bedeutet. Uli wird von zwei Polizisten ‚verhaftet’, die durch die Straßen flanieren; die Menschen blicken freundlich, doch ist es mir in diesem Viertel – ehrlich gesagt – nicht ganz geheuer. Gut, dass wir dann doch nach einiger Zeit den Zolaco finden und dort in einer Ecke auch eine Art Restaurant entdecken, das zwar keine sichtbare Kaffeemaschine hat, aber doch auf einer schmutzigen Tafel ‚Kaffee, Espresso, Cappuccino’ anbietet. Mutig nehmen wir Platz. Von einem uralten Baum halb verdeckt, können wir das Treiben auf dem Platz verfolgen: Ein Bettler kommt an den Nachbartisch und bittet um die Essensreste, die noch auf dem Teller liegen… Kinder laufen durch den staubigen Sand und sind wie überall auf der Welt in ihrer eigenen Welt versunken. Gehen die nicht zur Schule?! In Gedanken muss ich Christoph fast Abbitte leisten: In diesem Klima könnte ich nichts lernen!! Allerdings sollte man das schon vorher wissen: Mexiko ist kein Land, in dem Schule eine große Rolle spielt.

Wider Erwarten ist der Kaffee gut, sehr heiß und mit 4 US Dollar für unsere Verhältnisse nicht teuer. Auch wenn wir einen überhöhten Umrechnungskurs gelöhnt haben; die Mexikaner verdienen wirklich meist sehr wenig und die Touristen sind in ihren Augen eben reiche Leute. Sind wir auch wirklich, nicht nur weil wir uns eine Weltreise leisten können, sondern auch, weil wir aus der Hitze aufs klimatisierte Schiff flüchten können!

Da ich jetzt meinen Kaffee bekommen hatte, durfte Uli noch nach weiteren Filmmotiven Ausschau halten; wir bummelten auf der Avenida Costera Miguel Alemán ein Stück des Strandes entlang und hofften, noch einen Strandabschnitt zu finden, der mehr unseren Vorstellungen von Traumkulisse entsprach.
Fortsetzung folgt…

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

. . . was für ein Spektrum! Von Elisabeth Taylor bis zu den Kindern im Staub und einem heissen Kaffee, der lecker schmeckte. Was ist dagegen das kleine Chaos auf dem Schiff wegen Aus-, Um- und Einzug. Liebe Ela, deine Berichte sind so lebendig - ich bin neugierig auf jede Fortsetzung (was mache ich, wenn ihr zurück seid???), immer dabei und total begeistert - danke.
Liebe Grüsse von
Sophie