Freitag, 20. Februar 2009

Sydney Tag 1

Sydney

Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass es in Neuseeland und Australien (immer) schönes Wetter ist?!
Wir haben 4 Seetage hinter uns, die nicht wirklich als ‚schön’ zu bezeichnen sind, jedenfalls wettermäßig gesehen. (Pfui, was für ein Deutsch!) Unsere tolle Terrasse ist noch nicht oft zum Einsatz gekommen; bei Seegang 6 verziehen wir uns lieber hinters Panoramafenster.

Egal, die Bucht von Sydney ist ein frühes Aufstehen wert: Wir schaukeln heftig, doch je tiefer wir in die Bucht gleiten, desto stabiler wird der Gang. Allerdings hält uns der heftige Regen davon ab, die ultimativen Photos von Deck 11 zu schießen – in der Vista Lounge drängen sich daher die Aufgeweckten und pampen sich gegenseitig an, weil mancher es immer noch nicht versteht, dass ein Blitzlicht, in der Scheibe gespiegelt, kein vernünftiges Bild zaubern kann! Fraglich aber ist, ob man sich deshalb gleich zum Lehrmeister der Vista Lounge erheben muss?!
Ich glaube, nach der Weltreise wundere ich mich über gar nichts mehr! Alle Spielarten der menschlichen Spezies laufen uns hier über den Weg – man glaubt gar nicht, was so ein kleines menschliches Hirn sich ausdenken kann, um den besten Platz, den besten Eindruck, die größte Aufmerksamkeit u.ä. zu erhaschen!
Oft ist es auch nur die konsequent durchgezogene Egomanie, die nervt! ‚Mir fällt eine Tomate vom Frühstücksbuffet? Na und? Ich weiß ja, wo sie liegt – soll halt ein anderer drauf ausrutschen oder sie platt treten.’ ‚Ich kleckere mit dem Milchpott? Mir doch egal, ich stehe ja gleich auf vom Tisch.’ ‚Ich drängle mich vor, die anderen haben schon eine halbe Stunde lang brav in der Schlange gewartet? Selber schuld! Außerdem haben die doch Urlaub!’
Gott sei Dank ist das nur ein kleiner Prozentsatz; man muss aufpassen, dass man die angenehmen und netten Mitreisenden nicht übersieht.

Trotzdem gut, dass man wieder an Land darf und ein wenig eigene Pfade einschlagen kann.
Anfangs regnet es noch Bindfäden, aber wir haben ja alle einen türkisfarbenen Regenschirm bekommen und Bange machen gilt eh nicht! Ganz in der Nähe unserer Pier können wir in den roten Bus steigen, der uns für 20 australische Dollar (Seniorenermäßigung) den ganzen Tag durch die Stadt kutschiert. Nach einer Runde, d.i. 9o Minuten später, hört der Regen langsam auf und wir zeigen Gabriele und Karl-Heinz die berühmte Oper, die gleich gegenüber der Amadea festgemacht hat – oder war’s anders herum??

Der Botanische Garten lädt uns ein: „Geht auf den Rasen! Umarmt die Bäume! Riecht an den Rosen! Sprecht mit den Vögeln!“ So steht es überall an den Eingangstoren zu diesem kleinen Paradies, ebenfalls nicht weit von Schiff und Oper entfernt. Es wird langsam wärmer, der Regen hört auf und wir erleben einen Sommertag, wie wir es uns gewünscht hatten.

Da am frühen Abend die Oper mit „Madame Butterfly“ auf uns wartet, entern wir unsere Amadea schon gegen 15h und genießen noch einmal die neidischen Blicke, die man auf unser ‚Zuhause’ wirft. Vor knapp 15 Monaten haben wir hier am Circular Quai gestanden und uns vorgestellt, wie es sein müsste, mit dem Kreuzfahrtschiff an so privilegierter Stelle anzulegen!!! Weit entfernt davon zu ahnen, dass sich dieser Traum erfüllen würde!!
Ganz dekadent wird es dann, als Uli auf der Terrasse ein Glas Champagner ausgibt und wir zum Aperitif auf unserer tT (=tollen Terrasse) stehen und von Land aus mit Stielaugen! beneidet werden.

Obwohl wir bis zur Oper spucken könnten, nehmen wir nach einem frühen und leicht beschleunigten Abendessen an Bord den Transferbus hinüber. Zu Fuß wären es 10 Minuten gewesen…. Aber gut: Manche Damen wären in High Heels wahrscheinlich unterwegs im Pflaster stecken geblieben…
Die Oper von Sydney ist sehr modern von drinnen anzusehen; es gibt mehrere Säle, so hätten wir auch zu ‚Simply Red’ gehen können am gleichen Abend. Doch Puccini ist für uns angemessen und wir freuen uns mit 123 weiteren Amadea-Gästen auf eine besondere Vorstellung. Die Plätze sind hervorragend (die Preise auch), aber wenn wir unseren Enkeln etwas erzählen wollen, müssen wir eben investieren!

Das minimalistische Bühnenbild begeistert uns, die Besetzung ist uns nicht bekannt – wie auch: wir gehen ja sooo selten in die Oper! Aber auch ein Laie kann genießen, und das tun wir mit Hingabe. Die Sänger zeigen neben ihren stimmlichen Talenten auch überzeugende schauspielerische Leistungen; und das schließt auch den kleinen Sohn der Madame Butterfly ein, der auf der Bühne eine reizende kleine Rolle spielt. Mister Pinkerton ist arg dick, schwitzt - hat aber auch eine fiese Gestalt darzustellen. Passt schon. Madame Butterfly liebt und leidet und rührt uns zu Tränen.
Das australische Publikum hat sich zwar nicht ganz so fein gemacht wir die Germans , doch applaudiert es begeistert und hat offensichtlich - genau wie wir - einen tollen Abend genossen.

Zurück flanieren wir am Kai entlang, blicken auf unsere erleuchtete Amadea und nehmen uns fest vor, diesen besonderen Augenblick ganz ganz fest in Erinnerung zu behalten.

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