Samstag, 28. Februar 2009

Darwin

Wir müssen/wollen ‚sparen’ – also buchen wir keinen Ausflug und gehen auf eigene Faust los. Eckhardt hat Uli davon überzeugt, dass nur ‚über den Wolken die Freiheit grenzenlos’ ist, hat kurzerhand ein Flugzeug gechartert und ist bislang seitdem nicht mehr gesehen…

Kristin, Pauli und Hansi aus Wien sowie ich aber beschließen, Darwin ‚aufzurollen’ und jedes Geschäft, das sich nicht wehrt, zu betreten. Kaum zu glauben, was wir da alles gesehen, bestaunt, begrapscht und begriffen haben – und auch käuflich erworben! Schließlich kennt man ja Leute, die Leute kennen, die gerne etwas von einer Weltreise mitgebracht bekommen hätten.
Pauli feilscht und strahlt, wenn er wieder einmal ‚mit den allerletzten Dollars’ einen kleinen oder größeren Rabatt rausgehandelt hat! Kleinvieh macht auch Mist, und wenn wir unser ganzes australisches Geld zusammen werfen, können wir uns einen Café Vienna (einen ‚Einspänner’:starker Kaffee mit Schlafobers) und ein (mäßiges) Essen im Foodcourt leisten.

Doch ist die Mall in Darwin uns nicht genug. Wir haben noch in Erinnerung, dass Phoenix einen Ausflug zu den ‚Springenden Krokodilen’ angeboten hat. Was die können, können wir längst! Gleich beim Betreten des Hafengeländes hatte man Kristin ein kleines Krokodil in die Hand gedrückt; vorsichtshalber war die Schnauze zugetaped. Ob man im angepriesenen Park die Crocs artgerechter halten würde?? Das wollen wir herausfinden, doch der Bus Nr.5 ist gerade abgefahren und wir müssten 55 Minuten auf den nächsten warten. Ein Taxi ist schwer aufzutreiben, und Pauli überzeugt kurzerhand einen Privatmann, der mit seinem Van am Straßenrand parkt, davon, dass er uns zum Krokodilpark chauffiert! Man glaubt es nicht! Der gute Mensch stammt aus Italien, (Cortina) und lebt seit fast 50 Jahren in Australien. Er ist seinerzeit vor der Armee ausgebüxt und will – als Reminiszenz an Europa – nicht einmal etwas für den 15 Minuten Umweg haben !! So ist Australien auch! Ganz lieben Dank an unseren netten Chauffeur!

Nach einer Stunde Rundgang im Park haben wir so viel ‚Salties’ (Salzwasserkrokodile) und ‚Freshies’ (Süßwasserkrokodile) gesehen, wie in unsrem ganzen Leben zuvor nicht – es reicht wahrscheinlich auch gleich für den Rest unseres weiteren Lebens, denn hier liegen sie gleich zu Hunderten übereinander und ein paar versuchen sich auch im ‚Springen’ nach einem Stück Huhn. Es ist heiß wie in einer Waschküche und so ist der Wunsch nach einem gut gekühlten Carlton Draught (leckeres Bier!) größer als der Wunsch, noch ein paar Tiere auf arg eingegrenztem Lebensraum zu sehen.
Der Bus nach Darwin zurück nimmt uns diesmal mit (Kunststück: wir stehen diesmal ja auch pünktlich am Bus Stopp) und haben dort noch genug Zeit, den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und die allerletzten Aussie-Dollars einzutauschen. Wer schnell ganz ‚reich’ werden will, hat in indonesische Rupies getauscht: aus 35 EUR werden flugs 50.000 Rupies!

Über Darwin selbst kann ich diesmal wenig berichten, denn wir haben uns die Freiheit genommen, diese nördlichste Stadt Australiens nur in kleinen Ausschnitten zu besichtigen. Das Nothern Territory ist abgelegen und einsam: insgesamt leben hier nur 203.000 Menschen; ein Viertel davon sind Aborigines. Zur besseren Vorstellung: Es umfasst ein Gebiet, das so groß ist wie Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich und Italien zusammen!

Uli ist mit Eckhardt fast 4 Stunden über Teile des Nationalparks geflogen und hat begeistert berichtet. Ein langer Traum von Eckhardt: Nach vielen Wochen Entzug endlich wieder ein Flugzeug besteigen – er war wie ein kleiner Junge ganz begeistert! (Und am Abend wieder gaaanz entspannt).
Uli und Eckhardt wurden am Schiff abgeholt; am Flughafen angekommen wurde trotz aller Aussie Lässigkeit erst einmal die Flugstrecke besprochen („Wo wollt ihr denn überhaupt hin?“) und dann wurde ein ordentlicher Flugplan erstellt und der Flug angemeldet. Die Wahrheit kam beim Gewicht. E. hat mit 90kg in der Angabe tief gestapelt (in Wirklichkeit waren es 92kg) – Uli lag mit jetzt mittlerweile 95kg wenige Gramm unter der Schätzung (no comment).

Dementsprechend wurde das Flugzeug betankt und es stellte sich heraus, dass man würde zwischenlanden müssen. Der Sprit bei dem Gewicht würde nicht für 560km reichen;)

Nach dem Check des Fliegers ging es in die Lüfte. Auf 1000 Fuß (300 Meter) ging es über die Vororte von Darwin Richtung nördlichen Küstenstreifen – dann abwechselnd über bizarre Land- und Küstenlinien. Die Natur hat hier einzigartige Formationen von Überschwemmungsland, kleinen Waldinseln, riesigen Flüssen und Wattlandschaften geschaffen. Nach eineinhalb Stunden flog man dann südwärts ins Landesinnere. Über kleine Aborigine-Hütten, über einen im Wasser stecken gebliebenen Wohnwagen und aufgeregte Leute auf dem Trockenen. Ein willkommenes Filmziel.
Hinter kleinen Hügeln kam mit einem Mal ein Riesenkrater in Sicht: Eine Uranmine! In mindestens 10 Terrassen ging es ins Erdinnere. Dort gab es einen Tankzwischenstopp ; dieser Flugplatz ist gleichzeitig die Endstation für die kleinen Japaner, wenn sie per Flugzeug in den Kakadu Nationalpark wollen. Es gab zwar einen Riesensouvenirshop – von Kaffee allerdings keine Rede!

Also: Pilotenwechsel; Eckhardt zwängte sich auf die Hinterbank, und Ulrich musste neben dem Fluglehrer ans Steuer. (Der Fluglehrer war notwendig, da E. mindestens einen halben Tag gebraucht hätte, die europäische Lizenz auf Australien erweitert zu bekommen.)

In der Luft durfte Ulrich den Heimweg antreten: immer am Arnhem Highway entlang, Richtung Darwin. („Gar nicht zu verfehlen“.) Lange Roadtrains waren die Alleinherrscher auf diesem Highway…
Zu guter Letzt wurde noch eine Ehrenrunde über die Amadea gedreht (nicht von Uli!), bei der man wieder einmal feststellen konnte, welch herrliches Schiff uns da um die Welt trägt.

Pünktlich nach 4 Stunden war der Flug auf dem International Airport Darwin zu Ende. Eckhardt war zufrieden mit den ersten beiden Flugstunden seines ‚Flugschülers’ Uli.
Ich (Ela) konnte allerdings feststellen, dass es offensichtlich doch nicht so ganz ohne war, denn Uli kam pitschnass durchgeschwitzt wieder aufs Schiff. Ich bin gespannt auf diesen Filmteil!

Darwin – eine spannende Stadt. So haben wir sie beide, jeder aus einer ganz eigenen Perspektive – erlebt. Darwin, die Stadt, die 1897, 1937 und zuletzt am 24.12.1974 von Wirbelstürmen fast völlig zerstört wurde. Darwin, wo Temperaturen von 30° bis 35° normal sind, wo nur nicht Darwiner sich schnell bewegen und draußen herum laufen. Wer hier lebt, bewegt sich von einem klimatisierten Raum zum anderen und kommt erst am Abend (wenn überhaupt) ins Freie.
Wir aber sagen: Adieu Australien! Wir fahren nach Indonesien!

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo ihr Beiden, ein tollen Foto, das Uli von der Amadea geschossen hat und ich denke, dieser Flug war einer seiner Höhepunkte dieser Reise.
Persönlich bin ich sehr gespannt auf Indonesien, was ihr von dort zu berichten habt. Bali, Java oder Sumatra? Bali ist so grün, grüner geht es nicht. Java wäre mein Traumziel: der Borobudur in der Nähe von Yogyakarta, der Batik-Hauptstadt. Ich bin neugierig auf euren Bericht.
Tausend liebe Grüsse von Sophie