Dienstag, 3. Februar 2009

Samoa

Samoa Talofa!

Herzlich willkommen, Samoa!
Wir wurden mit einer Blumenkette herzlich empfangen, auch spielte und sang wieder eine Gruppe von Polynesiern an der Pier.
Hier, auf (West-) Samoa soll die Wiege Polynesiens sein (oder vielleicht doch auf Fidjii?)
Uns ist es egal, denn es gefällt uns hier aus nehmend gut und wir haben einen tollen Tag auf der Insel Upolu, der kleineren der vier West-Samoa-Inseln, die als erster Inselstatt im Pazifik 1962 unabhängig wurden.

Es gibt vier größere Inseln, die zu diesem Staat gehören (der seit 1997 nur noch Samoa heißt; wir legen an auf Upolu, wo auch die Hauptstadt Apia liegt. Die etwas größere Insel Savaii wird nur von einem knappen Drittel der Bevölkerung bewohnt. Hier ist nämlich die welthöchste Dichte von Vulkanen anzutreffen – und es hat immer wieder Ausbrüche gegeben.

Ganz Samoa ist etwa so groß wie das Saarland; es wohnen hier 60.000 Samoaner, dagegen leben 200.000 Samoaner in NZ! Die schicken auch das zum Überleben wichtige geld nach Hause – es bleibt abzuwarten, wie die weltweite Finanzkrise sich auf Jobs und damit auch das Leben auf Samoa auswirken.

88% des Landes Samoa ist übrigens in Dorfbesitz, die übrigens 12% teilen sich Kirche, Regierung und Privatleute.
Auf einen Samoaner kommen 6 Schweine. Die vielen Feste, die Samoaner feiern, kosten dann jeweils aber bis zu 20 Schweinen das Leben: Samoaner essen gerne (und lassen nichts übrig.) Das würde ja bedeuten, dass sie an morgen denken – mitnichten.

In einem Land, das selbst Besenstile zum Wachsen und Treiben bringen könnte, denkt man nicht weit. Viel Regen, Sonne, Wärme und der fruchtbare Lava-Boden bescheren den Menschen auf dieser Trauminsel reichliche Ernten. Eine (allerdings verfluchte) Bohne, die wahrscheinlich aus Guam importiert wurde, wächst innerhalb von 12 Stunden um 1 Meter!!
Leider überwuchert sie die endemischen Pflanzen und müsste dringend bekämpft werden. Das aber liegt den Menschen nicht wirklich.
Zu deutschen Kolonialzeiten war das anders: Die (hier sehr angesehenen) deutschen hatten in der zeit von 1900 bis 1914 großen Einfluss genommen; sie hatten auf der Insel eine kleine Eisenbahn gebaut, einen Staudamm entworfen (der erst vor 20 Jahren gebaut wurde, aber nach den alten Plänen) und insgesamt Ordnung ins leben gebracht.
So war es damals Pflicht, dass jeder Samoaner pro Monat eine Kokospalme pflanzen – und das, bitte schön, in Reih und Glied!! Diese Anpflanzungen mit über 100 Jahre alten Palmen kann man heute noch bewundern.
Solche Weitsicht fehlt jetzt ein wenig, sodass sogar die Samoaner sagen: Die deutschen könnten doch mal wieder für eine gewisse zeit nach Samoa kommen.

Überhaupt sind die fremden Weißen, die Palagi (sprich: Palangi) , hier sehr beliebt. Sie ‚dienen’ für unartige Kinder als Abschreckung: „Wenn du nicht artig bist, kommt der Palagi!“ (mal was anderes als immer nur der „schwarze Mann“). Und: Jeder Palagi MUSS einfach reich sein. Und ist damit beliebter Schwiegersohn, der eine große, große Familie ernähren kann! Auch lernen wir von unserem Guide, Werner, dass die Familie und mehr noch der Matai, der Chef des Dorfes, das absolute Sagen hat. Wenn der einem Dorfmitglied befiehlt: Du gehst jetzt nach NZ und verdienst Geld und schickst uns das, dann trabt der ab.

Schwierige Verhältnisse für Menschen mit europäischem Denken.

Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist die Rolle der Kirche! Die höchste Dichte von Kirchen auf der Welt ist nicht etwa in Rom zu finden – nein: auf Samoa! Auf der Strecke von Apia zum Flughafen (das sind 35km) zählt man 124 Kirchen! Jede Religion wetteifert gegen jede Religion, jedes Dorf mit jedem Dorf. Den besten Job hat der PASTOR, denn es ist Ehrensache, dass man seinem Pastor das beste Haus im Dorf baut!!! Und damit auch niemand ‚vergisst’, seine Spende an die Kirche zu leisten, wird in der Kirche laut vorgelesen, wer am meisten und wer am wenigsten gespendet hat!!
Ebenfalls einen guten Job hat der Lehrer: Kurz vor den Zeugnisterminen bekommt er von den Familien der Kinder, die er beurteilen muss, leckere Zuwendungen. Und da die Samoaner gerne (und viel) essen, kann das eine Familie, die im Durchschnitt 8 Kinder hat, schon einiges kosten.

Gerne essen tut auch der Premierminister! Er ist jetzt, da der kleine dicke König von Tonga gestorben ist, der dickste Regierungschef der Welt! Und das Parlament ist mit Sicherheit das schwerwiegendste (kilomäßig betrachtet). So richtig viel regieren kann es wohl nicht, denn mit einer Stunde pro Tag regieren ist sein Soll erfüllt. Den rest des Tages verbringt er auf dem Golfplatz oder – beim Essen.

Die Bewohner Samoas essen in erster Linie grüne, gekochte Bananen, Taro, Brotfrucht, roher Fisch.. Man sollte nicht glauben, dass man davon so dick werden kann. Aber es gibt ja noch die Schweinchen (deren Fleisch übrigens deutlich nach Kokos schmecken soll, ebenso wie die Eier! Klar, denn Hühner und Schweine fressen gerne Kokosnussreste – und ein Samoaner isst pro Tag eine Kokosnuss) – und zur Not auch noch McDonald!!

Ob dem Premierminister das alles zu Kopf gestiegen ist? Er ist seit 14 Jahren im Amt und praktisch nicht mehr zu entheben: Er kommt auf immer verrücktere Ideen. Sein Gesetz hat festgelegt, dass ab September 2009 auf Samoa der Linksverkehr eingeführt wird!! Begründung: dann könnte man die alten (Schrott)Autos aus NZ und Australien billig übernehmen… Das Volk bekommt zwei Feiertage extra, um sich umzugewöhnen – und zusätzlich werden in die Straßen noch Hunderte von Bumper (kleine Hubbel) installiert.. Unser Werner ist begeistert: Klar, dass man das in 2 Tagen lernt! Wo sowieso nur 20% der Autos versichert ist, wird das lustig!!

Trotz allem gefällt uns Samoa ausgesprochen gut. Wir haben an einem einsamen Sandstrand gebadet, in einem Fale (siehe Bild) lecker gegessen und auf unserer Fahrt durch die Osthälfte der Insel viele bunte Häuser mit gepflegten Gärten und Grabsteinen vorm Fenster gesehen.
Die Familie gehört zusammen, da trennt man sich auch nicht von Oma, nur weil sie tot ist.

Zurück in Apia, was leider ziemlich verlottert aussieht (vor allem im Vergleich zum Rest der Insel) sind wir ins berühmte Aggie Grey’s Hotel gegangen, wo Uli natürlich den Aggie Spezial Cocktail bestellt hat. Aggie Grey war eine Pioniergestalt im südpazifischen Tourismus: Sie kaufte von ihrem letzten Geld ein altes Haus im alten Hafen von Apia und richtete dort für die amerikanischen Gis ein Hotel ein.

Keine Kommentare: