Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten auf See


Liebes Logbuch!
Wir wünschen euch allen ein frohes Fest und hoffen, dass ihr eine ebenso wundervolle Weihnacht erlebt habt wie wir – auch wenn euere anders war, eben wie sie nur an Land sein kann und wie wir sie ein wenig vermisst haben! Besinnlichkeit ist mit 500 Gästen an Bord schwer zu finden, da will der eine unterhalten werden, der andere auf keinen Fall etwas religiös Angehauchtes hören – nur gut, dass es an Bord viele Rückzugsmöglichkeiten gibt. Nach dem wieder vorzüglichen Abendessen zog es uns zu einem kleinen Weihnachtsprogramm, wo natürlich unser Bordpfarrer ebenso zu Wort kam wie Kapitän und Kreuzfahrtdirektor. Dann erschien auch der Weihnachtsmann - mit starkem belgischen Akzent - und verteilte Päckchen. Unter anderem erhielt eine alte Dame (wohl) ein Geschenk (der Reederei), weil sie ihre 12. Weltreise unternimmt!! Sie hat mehr als drei Jahre ihres Lebens auf See verbracht…

Gemäß der Tradition gab es sogar um 22h noch in Harry’s Bar Kartoffelsalat und Würstchen, und wir haben wirklich versucht, noch ein Fleckchen Magen damit zu füllen! Keine gute Idee!! Glücklicherweise blieb es bei leichtem Seegang, und heute Morgen weckten uns die Sonne und frühlingshafte Temperaturen. Die ersten Gäste nahmen den Weihnachtsmorgenkaffee schon auf der Terrasse ein; inzwischen wurde der Pool gefüllt und die begehrtesten Liegen sind schon auf Ewigkeit reserviert…

Doch unternehmen wir diese Kreuzfahrt ja nicht in erster Linie, um auf Deck in der Sonne zu braten oder uns einen eigenen Rettungsring anzufuttern! Wir wollen doch die Welt sehen! Und gestern, am Heiligen Abend, legten wir in Lissabon an.

Unser Liegeplatz lag fast unter der Brücke des 25.April, die beeindruckend den Tejo überspannt und unter der Fahrbahn für den Autoverkehr seit ein paar Jahren auch Zügen die Möglichkeit bietet, von und nach Lissabon zu fahren. 100.000 Autos fahren täglich auf ihr hinein und hinaus.

Wir mussten früh aufstehen, uns ‚landfein’ machen und pünktlich um 8.10h in der Atlantik Lounge einfinden. Die Organisation klappte wie immer hervorragend, wir wurden einem Bus (4) und einem Reiseleiter (Bernd) zugeordnet und marschierten über die Gangway nach 3 Tagen nur auf See wieder auf festen Boden (der erstaunlich schwankte). Wolkenloser Himmel, 7° und ein fast neuer Bus hießen uns willkommen in der Hauptstadt Portugals.

Unser erster Stopp war der Torre de Belem.

Von hier aus konnten die Einwohner Lissabons mit einem Kreuzfeuer zur gegenüberliegenden Festung(die nicht mehr existiert) die Einfahrt des Tejo gegen Feinde schützen.

Herrlich – die maolinischen Verzierungen der Mauern leuchten in der Sonne und künden von einer berühmten Seefahrernation! Die Portugiesen eroberten die Meere und waren unter anderem so erfolgreich in der Seefahrt, weil sie früh die unterschiedlichen Künste, wie Astronomie, Mathematik und Kartographie z.B. miteinander in einer Seeakademie verbanden und somit ihr Wissen potenzierten. An diese erste Seefahrtakademie erinnert das Denkmal der Entdeckungen mit Heinrich dem Seefahrer und Gefolge:



Lissabon selbst ist nur an einigen Plätzen weihnachtlich geschmückt; die Sonne scheint und nur die Tatsache, dass wir das Hieronymuskloster wegen Vorbereitungen zur Weihnacht nicht besichtigen können, erinnert uns an die bevorstehenden Festtage.

Am Heiligen Abend isst man hier traditionell gekochten Fisch; und wie in den meisten europäischen Ländern gibt es nur einen Weihnachtsfeiertag. Wie gut haben wir es doch!!

Als Ersatz für den entgangenen Klosterbesuch besichtigten wir das Museu Nacional do Azulejo, wo wir in die Kunst der berühmten Kachelherstellung eingeweiht werden und staunend feststellen müssen, dass längst nicht alle Kacheln weiß-blau sind. Vom kleinen Ornament bis zu großen Jagdszenen, die Decken, Fußböden und Wände schmückten, sind in diesem Museum zusammen getragen.














Das Museum ist nicht so bekannt vielleicht, aber unbedingt empfehlenswert! Wir haben uns sehr gefreut, diesen Abstecher gemacht zu haben.

Als wir zurück zum Anleger kamen, lag schon die Albatros dort; ursprünglich wollten wir sie besichtigen, doch gefällt uns die Amadea so gut, dass wir sie nicht mit einer älteren Dame vergleichen wollen.
Nach dem Weihnachtsstollen hieß es, sich flugs umziehen und auf den Decks am Heck zur Auslaufparade einzufinden. Wir waren über die Toppen geflaggt, hörten weihnachtliche Lieder von Diana und Gil. Wieder ertönte die Amadea-Auslaufmelodie, als wir pünktlich um 18h vom Kai ablegten. Vorbei zogen wir an den Lichtern Lissabons, wünschten uns unter der 70 Meter hohen Brücke des 25.April weisungsgemäß mit geschlossenen Augen etwas Besonderes, und verabschiedeten die Albatros mit dreifachem Erklingen des Horns. Ein Gänsehaut-Erlebnis am Heiligen Abend 2008.

3 Kommentare:

Karl hat gesagt…

Hallo,

auch ich wünsche Euch noch ein schönes Weihnachtsfest. Es freut mich, dass euch die Amadea genau so gefällt wie uns.

Wünsche euch noch eine ruhige Weiterreise und werde eure Berichte auch weiter mit grossem Interesse verfolgen.

Karl

Gabriele hat gesagt…

Hallo,
wie ich lesen kann, gefällt es Euch sehr gut. Ich kann es verstehen. Lasst auch nicht Giesgrämer an Euch heran - die Zeit ist zu schade dafür. Heute bei uns endlich einmal wieder schönes Wetter. Blauer Himmel und Sonnenschein, aber kalt - trotzdem wären wir lieber auf der Amadea. Noch sind es 19 Tage! - Leider. Also bis bald.
Gruß Gabriele

Unknown hat gesagt…

Hallo ihr Zwei,
ich lese so gern in eurem Logbuch und ganz besonders euer Ausflug in Lissabon weckte Erinnerungen. Habe halt mein Fotoalbum hervorgeholt und mich auch den Torre de Belem in seiner gigantischen Grösse und plastischen Schönheit erinnert. Lissabon ist wunderschön.
Das ist aber auch die letzte Station, die in meiner Vorstellung lebendig wird. Alles was nun kommt ist für mich wunderschöne Fantasie, die von euren Beschreibungen genährt wird.
Passt gut auf euch auf und liebe Grüsse von
eurer Sophie